Die B’nai B’rith Zwi Peres Chajes Loge hat heuer wieder die Menorah für herausragende humanitäre Leistungen vergeben. Preisträger sind der frühere Direktor des DÖW (Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands) Mag. Dr. Gerhard Baumgartner und der Präsident der Aktion gegen Antisemitismus in Österreich, Cornelius Obonya. B´nai B´rith Österreich Präsident Victor Wagner hob die humanitäre Aufgabe und den Einsatz für Toleranz, Wohlfahrt, Humanismus von Bnai Brith hervor und betonte, dass die Organisation sich seit Mitte des 19. Jahrhunderts engagiert gegen Rassismus, Antisemitismus und Diskriminierung einsetzt, dafür auch Beobachterstatus bei den Vereinten Nationen erhalten hat. B’nai B’rith wurde 1843 in New York gegründet. Mit seinen mehr als 500.000 Mitgliedern in 58 Ländern ist B’nai B’rith die größte internationale jüdische Hilfsorganisation. Im Vordergrund steht die soziale Tätigkeit und Hilfeleistung für Bedürftige und die Sicherung der Zukunft Israels.
Die Laudatio für Gerhard Baumgartner hielt seine Vorgängerin im DÖW, Brigitte Bailer-Galanda, die in ihrer Rede auf seine Herkunft aus dem Burgenland und seine damit verbundene sprachliche Fähigkeit und sein auch daraus resultierendes Kommunikationstalent hinwies. Baumgartners internationale Forschungstätigkeit als Historiker sowie seine Tätigkeit bei der IHRA, der International Holocaust Remembrance Alliance, hätten ihm die Möglichkeit des Kontakts mit Überlebenden in aller Welt gegeben, für die er auf diese Weise auch eine Art Botschafter des neuen und seiner Geschichte bewussten Österreich wurde. Gegen alle Bestrebungen des Verdrängens anzukämpfen, zähle zu Baumgartners zentralen Anliegen.
In seiner Dankesrede sagte Baumgartner, er sei angesichts der Toten im Mittelmeer über die internationale Flüchtlingspolitik verzweifelt, deswegen freue ihn diese Auszeichnung umso mehr. Denn sie mache ihm wieder Mut daran zu glauben, dass wir die Menschenrechte in unserem Land noch ein Stückchen hochhalten werden können. Die Auszeichnung mit der B´nai B´rith Menorah ermutige ihn, in seinem Engagement gegen Antisemitismus, gegen Rassismus, gegen Vorurteile aller Art, aufzustehen, weil er wisse, dass er in diesem Kampf nicht alleine stehe.
Als Laudator für Cornelius Obonya fungierte Doron Rabinovici, der gleich eingangs betonte, nicht über die Leistungen Obonyas als Schauspieler oder Regisseur sprechen zu wollen, sondern erzählte, wie ausgeprägt Cornelius Obonya seit seiner frühen Jugend Zivilcourage bewiesen hätte. Bereits als 17-jähriger beteiligte sich Obonya an der Mahnwache vor dem Stephansdom anlässlich der Wahl von Kurt Waldheim zum österreichischen Bundespräsidenten und wurde dafür von einem älteren Herrn mit einem Tritt ins Schienbein bedacht. Heute setzt er sich als Präsident der Aktion gegen Antisemitismus zu Wort und bemühe sich darum, dass dieser Kampf nie aufgegeben werde. Obonya habe in dieser Beziehung Einfühlsamkeit und Nachdenklichkeit mit seinem Engagement gepaart. Cornelius Obonya erhalte den Preis von B´nai B´rith zurecht, die Menorah stünde für Klarheit und Leuchtkraft. Obonya sei nicht nur ein großer Charakterdarsteller, sondern ein großer Charakter.
Obonya dankte mit den Worten, dass er ja nur das Gesicht nach außen sei und die Menorah daher vielen anderen Menschen und Institutionen widmen wolle, die täglich in ihrem Bereich ihre Haltung, ihre Mahnungen, ihre Sorgen, ihre Warnungen vor dem Antisemitismus, vor Rassismus, vor Ungleichheit zum Ausdruck bringen, z. B. dem Mauthausen-Komitee Bruck, der Migrationsforscherin Judith Kohlenberger oder der Welser Initiative gegen Faschismus. Das Wichtigste sein, Ungerechtigkeit niemals zu ignorieren, sondern immer aufzustehen. Es dürfe eigentlich nicht wahr sein, dass man heute noch immer gegen Antisemitismus demonstrieren müsse. Aber genau deshalb machen wir weiter, so Cornelius Obonya. Die vielen Gäste, allen voran der israelische Botschafter, Mordechai Rodgold, beglückwünschten die Geehrten, der unvergleichliche Musiker Roman Grinberg sorgte für die musikalische Stimmung an diesem eindrucksvollen Abend.