Buchpräsentation: Ben & Daniela Segenreich „Fast ganz normal. Unser Leben in Israel“

Mahnerin gegen das Vergessen – Ein Nachruf auf Elisabeth Orth

Die große Elisabeth Orth (1936-2025) hat uns für immer verlassen. Die gefeierte Burgschauspielerin und engagierte Zeitzeugin starb im Alter von 89 Jahren. Mit ihr verliert Österreich nicht nur eine große Künstlerin, sondern auch eine unbeirrbare Kämpferin gegen Antisemitismus und eine überzeugte Freundin Israels.

Orth wurde 1936 als Tochter der Schauspieler Paula Wessely und Attila Hörbiger geboren. Sie wuchs in einer Familie auf, deren künstlerisches Vermächtnis ebenso bedeutend war wie die moralische Hypothek der NS-Vergangenheit. Sie scheute nicht davor zurück, diese Familiengeschichte öffentlich zu thematisieren – und machte daraus einen Auftrag: aufzuklären, zu erinnern, sich einzumischen Viele Jahre lang war Elisabeth Orth Präsidentin der Aktion gegen den Antisemitismus in Österreich. Ihre Reden waren von Klarheit, Würde und Mut geprägt. Bei einer Gedenkveranstaltung im Jahr 2018 sagte sie: „Es gibt kein ›damals‹, wenn es um Antisemitismus geht. Wer heute schweigt, macht sich morgen mitschuldig.“ Ihre Haltung war nicht laut, aber unmissverständlich: „Ich bin nicht nur Schauspielerin, ich bin Zeitzeugin durch die Geschichte meiner Familie. Daraus erwächst Verantwortung – und die nehme ich an.“

Ihre Verbundenheit mit Israel war tief. Sie besuchte das Land mehrfach, pflegte enge Kontakte zu und verstand Israel nicht als politisches Konzept, sondern als ethisches Versprechen. „Israel ist kein politisches Schlagwort für mich. Es ist ein Stück Menschlichkeit, das Europa nie hätte verlieren dürfen.“, sagte sie. Ihr Enkel Attila nannte sie „Savta“, das hebräische Wort für Großmutter – ein Ausdruck tiefer Verbundenheit und Nähe zu jüdischem Leben. Elisabeth Orth hinterlässt ein großes künstlerisches Werk und ein moralisches Erbe. Ihre Integrität, Wärme und Klarheit durfte ich oft erleben. Ich bin dankbar für viele wunderbaren Begegnungen und Momente mit ihr. Ihre unverbrüchliche Unterstützung für meine Arbeit im Jüdischen Museum Wien werde ich nie vergessen. Elisabeth Orth war eine Persönlichkeit, die nicht nur spielte, sondern aufstand. Daran werden wir uns immer erinnern.

Comments are closed.