Mit großer Freude erhielt ich die Nachricht, dass ich anlässlich des Besuchs von Itzhak Herzog, dem Staatspräsidenten von Israel in Österreich, über den Begründer des Zionismus Theodor Herzl eine Rede halten darf. Dem vorausgegangenen waren monatelange Vorbereitungen zur Würdigung Theodor Herzls in der Stadt seiner Wirkung, in Wien. Während eines Besuchs in Israel Anfang 2023 sprach mich Staatssekretärin für Tourismus, Susanne Kraus-Winkler, auf Theodor Herzl an, dessen 120. Todestag 2024 bevorsteht. Gemeinsam mit dem Herzl Museum, dem Büro von Bundesminsterin Karoline Edtstadler, der israelischen Botschaft und dem in Wien lebenden Historiker Awi Blumenfeld sollte eine Gedenktafel an Theodor Herzl entworfen werden, für das Wohnhaus Herzls in der Berggasse. Dem folgten zahlreiche gemeinsame Termine, an denen wir nicht nur an der Planung der Gedenktafel arbeiteten. Aus Anlass des Todestags von Herzl werden zahlreiche Initiativen überlegt, um auch in Wien an den Begründer des Zionismus zu erinnern.
Das ist auch tatsächlich nötig. Immer wieder werde ich von ausländischen Gästen gefragt, was in Wien von Theodor Herzl zu finden sei. Leider bleibt die Antwort unbefriedigend. Es finden sich gerade drei nicht besonders attraktive Orte in Wien, die an ihn erinnern: Die so genannte Herzl Stiege bei der Sterngasse im ersten Bezirk, die immer wieder das Ziel von Grafitti Sprayern ist, der „Theodor-Herzl-Platz“ neben dem Hotel Marriott (tatsächlich heißt der Platz anders, es wurde nur das Herzl-Schild aufgestellt, und der über Jahre hinweg renovierungsbedürftige Gemeindebau, der den Namen des Begründers des Zionismus trägt im 2. Bezirk. Auf dem Döblinger Friedhof befindet sich zumindest noch der Grabstein für Herzl. Seine sterblichen Überreste wurden 1949 nach Jerusalem überstellt und ruhen dort auf dem Herzl-Berg.
Nun gibt es zumindest eine zusätzliche Erinnerung, die Gedenktafel auf dem Wohnhaus von Herzl und seiner Familie, das sich in unmittelbarer Nachbarschaft von Sigmund Freud befand. Die Inschrift lautet folgendermaßen:
Hier lebte und wirkte
von 1896 bis 1898
- THEODOR HERZL
(1860–1904)
Journalist, Schriftsteller, Visionär
& Begründer des modernen Zionismus
„Wir sind sozusagen nach Hause gegangen.
Der Zionismus ist die Heimkehr zum Judentum
noch vor der Rückkehr ins Judenland.“
Eröffnungsrede zum 1. Zionistenkongress 29. August 1897 in Basel
Am 14. Mai 1948 wurde seine Vision von einem jüdischen Staat Wirklichkeit.
בְּאֵ֣ין חָ֭זוֹן יִפָּ֣רַֽע עָ֑ם
Ohne Vision zerfällt ein Volk
משלי Sprüche 29:18
Die feierliche Enthüllung nahm der israelische Staatspräsident Herzog vor, in Anwesenheit des israelischen Botschafters Mordechai Rodgold, seiner Frau Celine, von Bundesministerin Karoline Edtstadler, dem Wiener Bürgermeister Michael Ludwig, sowie Vertretern der World Zionist Organization und dem Herzl Center. Mit der Gedenktafel in der Berggasse gibt es nun endlich eine würdige Erinnerung an den großen zionistischen Vordenker und Humanisten Theodor Herzl in Wien, einer Stadt, die ihn so geprägt hatte. Herzl wurde 1860 in Budapest geboren, die Familie zog nach dem Tod von Herzls Schwester nach Wien, wo Theodor Jus studierte und gleichzeitig als Journalist und Autor tätig war. Angesichts des steigenden Antisemitismus erstellte Herzl die Theorie, dass ein Ort geschaffen werde müssen, an dem Menschen ohne Verfolgung und in Frieden leben könnten. Allen Jüdinnen und Juden, die unter Ausgrenzung und Diskriminierung zu leiden hatten, würde ein eigener Nationalstaat zustehen, meinte Herzl. 1896, zu jener Zeit als er und seine Familie in der Berggasse wohnten, veröffentlichte er seine Schrift „Der Judenstaat“ und entwarf damit die Idee einer zionistischen Bewegung, die 1948 durch die Staatengründung Israels vollendet wurde. Theodor Herzl wurde zum Vordenker des Staates Israel. Er starb am 3. Juli 1904 im Alter von 44 Jahren in Edlach an der Rax.