Anlässlich des Internationalen Holocaust-Gedenktags im Parlament durfte ich eine Diskussion mit Dr. Erika Freeman leiten. Diese Veranstaltung war für mich bereits eine Tradition, da ich an dieser Stelle schon mehrfach offizielle Gedenkfeiern begleiten durfte.
Vor genau 80 Jahren, am 27. Jänner 1945, wurde das Konzentrationslager Auschwitz von sowjetischen Soldaten befreit. An der Gedenkstätte versammelten sich heuer dutzende Staatsoberhäupter aus aller Welt, um zu gedenken.
Auch im Österreichischen Parlament erinnerten wir uns an die 65.000 Wiener Jüdinnen und Juden, darunter tausende Kinder, die in den Konzentrationslagern ermordet worden waren.
In Auschwitz und den anderen Konzentrationslagern hatte man den Opfern ihre Würde, ihre Namen, ihre Geschichten genommen. Es war den Nationalsozialisten gelungen, die österreichische Gesellschaft, die Wissenschaft und die Kultur nachhaltig zu beeinträchtigen. Was ihnen jedoch nicht gelungen war, war die Erinnerung an diese Menschen zu zerstören. Wir halten die Erinnerung auch mit Gedenkveranstaltungen wie dieser aufrecht und traten damit dem Vergessen entgegen.
Das Gedenken darf jedoch kein Lippenbekenntnis sein. Mehr denn je müssen wir uns gegen jede Form von Antisemitismus, Intoleranz und Diskriminierung einsetzen. Dies ist eine Aufgabe, die niemals endete und die in den vergangenen Jahren in Österreich vorbildlich gehandhabt wurde. Es liegt an uns – und das war mein Appell an diesem Tag – sicherzustellen, dass dies auch weiterhin so bleibt.
Die Diskussionsveranstaltung mit Schülerinnen und Schülern fand auf Einladung des Nationalratspräsidiums sowie der Frau Bundesratspräsidentin statt.
Es war ein Privileg, dass wir an diesem Tag mit Frau Dr. Erika Freeman sprechen konnten. Frau Dr. Freeman hatte als 12-jähriges Mädchen ihre Heimatstadt Wien verlassen müssen. Wir waren ihr dankbar, dass sie ihre bewegende Geschichte mit uns teilte.
rika Freeman wurde am 1. Juli 1927 in Wien geboren – als Tochter eines Arztes und einer Lehrerin. Als sie 12 Jahre alt war, konnte sie in die USA flüchten. Ihre Mutter überlebte die Judenverfolgung in Wien als so genanntes U-Boot, also mehr oder weniger versteckt, und starb in den letzten Wochen des 2. Weltkriegs am 12. März 1945 bei der Bombardierung des Philipphofs am heutigen Albertinaplatz. Ihr Vater wurde als sozialdemokratischer Politiker in das Konzentrationslager nach Theresienstadt deportiert. Es gelang ihm wie durch ein Wunder nach Schweden zu flüchten. Nach dem Studium wurde Erika zu einer angesehenen Psychoanalytikerin, die auch viele Stars und Politiker betreut hat. Seit einigen Jahren lebt sie wieder in Wien.
Neben der Diskussionsrunde mit Erika Freeman stand auch eine Lesung am Programm. Die Kammerschauspielerin Maria Köstlinger las ausgewählte Texte aus Dirk Stermanns Buch „Mir geht’s gut, wenn nicht heute, dann morgen“ vor. Das Buch des „Willkommen Österreich“-Moderators basiert auf seinen wöchentlichen Gesprächen mit Erika Freeman und erzählt ihren „Lebensroman“.
Es war mir eine Ehre diese interessante und wichtige Veranstaltung im Parlament erneut moderieren zu dürfen. Nie wieder ist jetzt!
Hier geht’s zum Video von der Veranstaltung