Bis vor kurzem gab es Wien nicht viel, was an die aus Wien stammende Hollywood-Diva und Erfinderin Hedy Lamarr erinnerte: Ein Ehrengrab am Zentralfriedhof, für das ihr Sohn Anthony Loder 14 Jahre lang gekämpft hatte, und einen Weg im 12. Bezirk. Das wird sich bald ändern, denn in der Mariahilferstrasse entsteht ein neues Projekt, das Hedy Lamarrs Namen tragen wird.: Ein Luxuswarenhaus, in der besten Tradition der jüdischen Kaufhäuser des späten 19. Jahrhunderts wie Rothberger oder Zwieback, geplant und umgesetzt von Ellen van Loon vom Architekturbüro Rem Kohlhaas OMA. Im Gebäude, das das KadeWe betreibt, wird ein interaktives Museumscafé für Hedy Lamarr entstehen, ein kreativer Ort, an dem Besucherinnen und Besucher nicht nur über das Leben and das vielfältige Wirken von Hedy Lamarr erfahren werden und an dem es Filmvorführungen, Performances und Workshops zu den unterschiedlichen Themen geben wird. Mit großer Freude durfte ich dieses Projekt entwickeln und darf es umsetzen.
Hedy Lamarr wird nicht nur innerhalb des ganzen Kaufhauses gewürdigt werden, auch der öffentlich zugängliche Park auf dem Dach wird den Namen Hedy-Lamarrs tragen. Neben der Gartenanlage wird es eine Skulptur von Hedy Lamarr geben. Hedy Lamarr wurde 1914 als Hedwig Kiesler in eine großbürgerliche jüdische Wiener Familie geboren. Behütet aufgewachsen in Döbling, wurde sie Ende der 1920er-Jahre von Max Reinhardt für die Bühne entdeckt. An der Seite von Hans Moser und Heinz Rühmann spielte sie 1931 ihre erste größere Rolle in dem Film „Man braucht kein Geld“. Breite Bekanntheit erreichte sie 1933, als sie knapp 18-jährig im Film „Ekstase“ die erste Nacktszene der Filmgeschichte spielte. Wenig später heiratete sie den Waffenproduzenten Fritz Mandl, aus dessen goldenem Käfig sie bald ausbrach und nach Hollywood übersiedelte. Die „schönste Frau der Welt“, als die sie MGM-Studiogründer Louis B. Mayer vermarktete, drehte dreißig Filme, am bekanntesten ist vermutlich „Samson und Delilah“ aus 1949. Anfang der1960-er Jahre zog sich Lamarr vom Filmgeschäft zurück. Seit ihrer Jugend war sie als Erfinderin aktiv, inmitten des Zweiten Weltkriegs konzipierte sie das Frequenzsprungverfahren zur Torpedosteuerung, das noch heute als technische Basis für Mobilfunk, Bluetooth und WLAN dient. Sie setzte sich leidenschaftlich gegen den Nationalsozialismus ein und schaffte es, ihre Mutter aus Wien zu retten.
Hedy Lamarr war sechs Mal verheiratet, sorgte in späteren Jahren mit verunglückten Schönheitsoperationen und Ladendiebstählen für Schlagzeilen und zog sich völlig aus der Öffentlichkeit zurück. Ein filmreifes Leben, allerdings erst mit einem späten Happy End – auch in ihrem geliebten Wien. 1999 wurde sie zu ihrem 85. Geburtstag mit einer Ausstellung in der Kunsthalle Wien und einer Retrospektive des Filmarchivs Austria gewürdigt. Für die Theaterbühne setzte ihr unter anderen Peter Turrini in seinem Stück „Sieben Sekunden Ewigkeit“ ein Denkmal, zahlreiche Dokumentationen wie „Calling Hedy Lamarr“ von Georg Misch oder „Bombshell“ folgten. Eine Ausstellung im Jüdischen Museum Wien war ihr 2019 gewidmet. Und im Juli 2022 erschien ein neues Album von Johnny Depp, es beginnt mit einer Hommage „This is a song for Miss Hedy Lamarr“. Nun erhält sie endlich auch in Wien ein großes Monument. Eröffnet werden soll es an ihrem 110. Geburtstag im November 2024.