Auf Einladung von Morah (March of Remembrance and Hope) und der Bildungsdirektion Wien durfte ich gemeinsam mit 300 Schülerinnen und Schülern im Gartenbaukino der Filmvorführung von A Boy´s Life teilnehmen. Es ist das berührende Zeugnis des Schicksals von Daniel Chanoch. Seine Familie lebte in Kaunas in Litauen. Als 1941 die Nationalsozialsten die Macht in Litauen übernahmen, wurde die Familie gemeinsam mit allen anderen Jüdinnen und Juden der Stadt in das Ghetto Kaunas gepfercht. Daniel war neun Jahre alt. Das Ghetto wurde im Juli 1944 aufgelöst, darauf folgte die Deportation in Konzentrationslager, zunächst nach Stutthof, wo Daniel Mutter und Schwester verlor, nach Dachau, wo er von seinem Vater und Bruder getrennt wurde, danach mit anderen Kindern nach Auschwitz-Birkenau. Zwei Drittel dieser Kinder wurde ermordet. Durch den Vormarsch der sowjetischen Truppen „räumte“ die SS das Konzentrationslager Auschwitz, die Häftlinge wurde in so genannten Todesmärschen in andere Konzentrationslager verfrachtet. Daniel und die überlebenden Kinder der Gruppe kamen nach Mauthausen und wurden am 5.5.1945 im Außenlager Gunskirchen befreit. Daniel hatte sechs Konzentrationslager überlebt. Seine Eltern und seine Schwester wurden von den Nationalsozialisten ermordet. Wie durch ein Wunder traf er seinen Bruder Uri wieder, die beiden schlugen sich in das britische Mandatsgebiet Palästina durch und begannen dort ein neues Leben. Im Film von Christian Krönes und Florian Weigensamer berichtet Daniel Chanoch von seinem Überleben, seinen schmerzhaften Erfahrungen und den Begegnungen mit dem brutalen KZ-Arzt Mengele. Gemeinsam mit Christian Krönes und Benya Witt von „Likrat-lasst uns reden“ diskutierten wir unter der Leitung von Iris Singer über Erinnerungskultur und Zeitzeuginnen- und Zeitzeugengespräche. Bei der anschließenden Diskussion mit den Schülerinnen und Schülern ging es um individuelles wie kollektives Gedächtnis, aber auch um den heutigen Umgang mit Intoleranz.