Im Fotomuseum Westlicht wird derzeit die Ausstellung „Ernst Haas. Die Art of Seeing“ gezeigt. Sie würdigt das Schaffen des großen österreichisch-amerikanischen Fotografen, der in Österreich bedauerlicherweise bisher viel zu wenig Beachtung fand. Ich bin dankbar, dass ich die Laudatio auf Ernst Haas halten durfte. Als Kind eines jüdischen Vaters durfte Haas seine Schulbildung nicht beenden und auch sein Wunschstudium Medizin blieb ihm verschlossen. Zur Fotografie fand er autodidaktisch. 1946 tauschte er am Schwarzmarkt in Wien Margarine gegen seine erste Kamera ein. Durch Zufall gelang ihm eine Serie über Kriegsheimkehrer, die ihn über Österreich hinaus berühmt machten. In den USA begann Haas als einer der ersten Fotografen sich intensiv mit der Farbfotografie zu beschäftigen und erhielt die Möglichkeit zur ersten Ausstellung im MOMA, die nur seinen Farbfotos gewidmet war. Mit seinen „Images of a Magic City“ wurde er zwei Jahre später durch die Verwendung der neuartigen Kodachrome Farbfilme zu dem Pionier der Farbfotografie.
Ernst Haas bereiste die Welt. Seine kommerzielle Arbeit kombinierte er mit Fotos, in denen er seine Leidenschaft für Poesie, Musik, Malerei und Abenteuer in Farbbilder übersetzte. Sein 1971 veröffentlichten Buch „The Creation“ wurde 350.000 Mal verkauft.
Ernst Haas war auch ein angesehener Set Fotograf: The Misfits, Little Big Man, Moby Dick, Hello Dolly, West Side Story, bis zu Heaven’s Gate. John Huston engagierte Haas für seinen Film “Die Bibel”. Auch seine Werbekampagnen wurden legendär. Der Marlboro Man geht auf ihn zurück. Mitten in die Arbeit an seiner Autobiographie ereilte ihn das Schicksal. Ernst Haas starb am 12. September 1986 im Alter von 65 Jahren an einem Schlaganfall.
I see what I think
I see what I feel because I am what I see
If there is nothing to see and I still see it,
If there is something to see and everybody sees it – that’s photography. (Ernst Haas)
Foto oben: New Orleans, 1960 Courtesy Ernst Haas Estate © Ernst Haas/Getty Images
